Die göttliche Barmherzigkeit
„Aus meiner Barmherzigkeit schöpft man Gnaden mit nur einem Gefäß, und das ist das Vertrauen. Je mehr eine Seele vertraut, um so mehr bekommt sie.”
(Tagebuch der hl. Faustina, 1578)
So antwortet Gott dem Kreuzritter in seiner Berufung zur Heiligkeit. Wie erbärmlich der Versuch des Menschen ist sich aus eigener Kraft zum Himmel emporzuschwingen – wie unendlich gnädig jedoch die Barmherzigkeit Gottes, welche sich in jeden Einzelnen ergießen möchte, denn
„Gott ist die Liebe”(1 Joh 4,16) und „Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe”. (Lk 1,78)
So vertrauen auch wir Kreuzritter vollkommen auf die Barmherzigkeit unseres Königs Jesus Christus und legen mit kindlichem Vertrauen all unser Leben in seine Hände:
“Oh mein Jesus, Ich gebe mich dir ganz hin. Sorge Du !”
Jedem seiner Kinder schenkt Gott den freien Willen, seiner väterlichen Liebe zu antworten und mit kindlichem und einfachen Herzen alle Sorgen, Ängste und Nöten ihm zu übergeben – ganz auf ihn zu vertrauen und vor allem ihn zu „lieben mit ganzem Herzen, ganzer Seele und allen Kräften”.
So spricht unser Herr zu uns:
“In jeder Seele vollbringe Ich das Werk der Barmherzigkeit. Je größer der Sünder desto größer sein Anrecht auf Meine Barmherzigkeit. Über jedem Werk Meiner Hände ist Meine Barmherzigkeit befestigt. “ (Tagebuch der hl. Faustina, 723)
“Ich kann auch den größten Sünder nicht bestrafen, wenn er mein Mitleid anruft, sondern Ich verzeihe ihm in Meiner unergründlichen und unerforschlichen Barmherzigkeit.” (vgl. Tagebuch der hl. Faustina, 1146)
Lass dich erschüttern, Seele, von diesen Verheißungen der unendlichen Liebe des Vaters, damit aller Hochmut und Eigenwille in dir zerspringt und Du mit kindlicher Liebe als Kreuzritter der göttlichen Barmherzigkeit dich ganz ihm anvertraust, sodass der Fluss seiner Gnade dich vollkommen durchdringen kann. Allein deiner Einsicht in dein eigenes Elend und sündhaften Natur bedarf es, damit der Herr sein unendliches Erbarmen in dich ergießen kann.
Oh, sind wir nicht alle elende Erdenwürmer im Angesicht der Herrlichkeit unseres König! Wie unendlich erhaben und barmherzig ist unser König, der uns das ewige Leben schenken möchte.
Wie gnadenvoll, dass wir unseren König Vater nennen dürfen und darin alle Befreiung vom Elend und von der Sünde finden!
Lasst Ihn uns gemeinsam mit den Worten der hl. Faustina preisen:
“O Gott, aus Barmherzigkeit hast Du das menschliche Geschlecht vom Nichts ins Sein berufen und hast es reichlich mit natürlichen und übernatürlichen Gaben beschenkt. Das war Deiner Güte noch nicht genug – In Deiner Barmherzigkeit schenkst du uns das ewige Leben. Du lässt uns zu Deinem ewigen Glück kommen, an Deinem inneren Leben teilhaben und das allein aufgrund Deiner Barmherzigkeit. Du beschenkst uns mit Deiner Gnade allein deshalb, weil Du gut und von liebe erfüllt bist. Du hast uns nicht gebraucht, um glücklich zu sein, aber Du, Herr willst Dein eigenes Glück mit uns teilen.” (Tagebuch der hl. Faustina, 1743)
Wie barmherzig, unser Gott, König und Vater, der uns in seiner Großzügigkeit den freien Willen schenkte, um uns selbst für die Liebe entscheiden zu können! Trotz dessen, dass der Mensch diese Freiheit zum Bösen missbraucht, sendet der Ewige Vater uns ständig Weisungen um den rechten Weg zu finden und zu bewahren. In seinen heiligen Propheten des alten Testaments offenbarte er uns die Gebote, damit wir nicht in Sünde fallen und Spielball des Bösen werden. Als dies nicht genug war, gab er uns seinen einzigen Sohn hin, um uns von der Sünde zu befreien. Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er für unsere Erlösung seinen Sohn Jesus Christus ans Kreuz nageln ließ. Und auch heute spricht er zu uns, durch die Heiligen, die Visionäre, die Erscheinungen der Gottesmutter und vorallem durch den Heiligen Geist in unserem eigenen Herzen.
Es bedarf nur einem einzigen Schritt:
gleichsam wie die Gottesmutter Maria möge ein jeder Kreuzritter Tag für Tag vor dem Angesicht seines Königs knien und in ganzer Demut sagen: “ mir geschehe, wie du es gesagt hast”(Lk 1,38)
Im Angesicht unserer Nichtigkeit und im Angesicht der unendlichen Barmherzigkeit Gottes mögen wir zulassen, dass sich die Blüte der Liebe in unseren Herzen öffnet und wir zur vollen Freiheit der Sünde und Heiligkeit unserer Seelen finden, zu der wir als Kinder Gottes berufen sind.
Denn “die Liebe zu Gott macht die Seele frei! Sie ist wie eine Königin, die den Zwang von Sklaverei nicht kennt!” (Tagebuch der hl. Faustina, 890)
So erkennt der Kreuzritter, dass es nicht in seinem eigener Macht liegt, Heiligkeit zu erlangen, sondern dass er sich ganz dem Ruf Gottes und seiner göttlichen Barmherzigkeit hingibt.
“Wollten doch die Seelen auf Meine Stimme hören, wenn Ich in der Tiefe ihrs Herzens spreche, sie würden in kurzer Zeit zum Gipfel der Heiligkeit gelangen. “ (Tagebuch der hl. Faustina, 584)
Wenn wir wirklich anfangen, ganz auf dieses Fundament des barmherzigen Vaters zu vertrauen, dann werden wir Tag für Tag in diesem Gottvertrauen unser Leben nach seinen Geboten und den Worten Seines Sohnes Jesus Christus ausrichten.
Denn “das ist mein geliebter Sohn, … auf Ihn sollt ihr hören”(Mt 17,5)
Und dann werden auch wir eines Tages – wenn unsere Zeit und Berufung hier erfüllt ist – gleichsam wie wir in unserem gegenwärtigen Leben mit Christus verbunden sind, auch in seiner Auferstehung mit Ihm vereinigt sein und ins ewige Reich des Vaters eingelassen. So preisen und danken wir – die Kreuzritter der göttlichen Barmherzigkeit – in jeder Situation, in allen Freuden und in allem Leid, in allen seinen Fügungen und Zulassungen, jetzt schon hier auf Erden die Barmherzigkeit Gottes. Gleichsam verkündet uns der Priester und Stellvertreter Jesu Christi in jeder heiligen Messe:
“In Wahrheit ist es würdig und recht, dir, Herr, heiliger Vater, immer und überall zu danken durch deinen geliebten Sohn Jesus Christus.”
Dann wirst Du, Seele, die Hand unseres Vaters und die Führung des heiligen Geistes immer mehr in deinem Leben wahrnehmen. Unser Ewiger Vater spricht zu uns:
“Wenn sich Mir eine Seele mit Vertrauen naht, erfülle Ich sie mit so gewaltiger Gnade, dass sie diese Gnade in sich selbst nicht fassen kann und sie auf andere Seelen ausstrahlen wird.“ (Tagebuch der hl. Faustina, 1074)
Und so möchte unsere Berufung als Kreuzritter der göttlichen Barmherzigkeit uns ermutigen, jeden Tag unserem Herrn durch die Andacht an seine göttliche Barmherzigkeit mehr zu danken, ihm vollkommener zu vertrauen und ihn mehr zu lieben. Diese Andacht und Verherrlichung seiner göttlichen Barmherzigkeit kann durch unsere Taten, unsere Worten und unsere Gebete Ausdruck finden und nicht zuletzt auch in der Verehrung des Bildes vom barmherzigen, auferstandenen Jesus und dem Rosenkranz zur göttlichen Barmherzigkeit – unsere geheime, stille und verborgene Waffe zur Bekehrung und Rettung aller Sünder und armen Seelen.
Der Herr ruft all seinen Kreuzrittern zu:
„O, welch große Gnaden werde Ich den Seelen verleihen, die diesen Rosenkranz beten werden. (…) Schreibe diese Worte auf, Meine Tochter, verkünde der Welt Meine Barmherzigkeit. Möge die ganze Menschheit Meine unergründliche Barmherzigkeit kennenlernen. Das ist das Zeichen der Endzeit. Danach kommt der Tag der Gerechtigkeit. Solange noch Zeit ist, sollen sie zur Quelle meiner Barmherzigkeit Zuflucht nehmen; sie sollen das Blut und das Wasser, das für sie entsprang, nutzen“ (Tagebuch der hl Faustina, 848).